Archiv für den Monat: Mai 2013

Who’s evil now? — Die AdSense-Erpressung

Oder wie Google IT-Verlage zum Öffnen von Pandoras Büchse zwingt.

Auch wenn es uns man­che nicht glau­ben woll­ten, war ein Auf­recht­erhal­ten der Tren­nung zwi­schen Redak­ti­on und Anzei­gen auch bei mei­nem Arbeit­ge­ber IDG Schweiz (Publi­ka­tio­nen PCtipp und Com­pu­ter­world) bis­lang ein eher­nes Gesetz. Es bedeu­te­te: Die Anzei­gen­ab­tei­lung hat­te bei redak­tio­nel­len Inhal­ten nicht drein­zu­re­den. Und das war gut so. Über das Druck­mit­tel der Online­wer­bung ist Goog­le jetzt aber in der Lage, IT-Ver­la­ge wie den uns­ri­gen zum Öff­nen die­ser Büch­se der Pan­do­ra zu zwingen.

Böse YouTube-Tools

Nun hat’s also uns erwischt: Goog­le hat am Frei­tag­nach­mit­tag das Aus­lie­fern von AdSen­se-Wer­bung auf der PCtipp-Web­sei­te gestoppt. Unser Ver­lag wur­de auf­ge­for­dert, eini­ge Anwen­dun­gen aus dem PCtipp-Down­load­be­reich zu ent­fer­nen. Wür­den wir dem nicht Fol­ge leis­ten, wer­de unser AdSen­se-Kon­to dau­er­haft deak­ti­viert, sie­he Screen­shot einer sol­chen Mail.

Mail von Google droht mit Deaktivierung von AdSense

So sieht die Mail aus, in der Goog­le die PCtipp-Redak­ti­on zwingt, bestimm­te Down­loads zu entfernen.

Unter den rund 5000 Down­loads im PCtipp-Down­load­be­reich waren auch eini­ge Tools, mit deren Hil­fe ein Anwen­der You­Tube-Vide­os lokal spei­chern könn­te. Das da sind eini­ge davon: aTu­be Cat­cher, You­Tube Song­down­loa­der, You­Tube Down­loa­der, Free You­Tube to MP3-Con­ver­ter, Fre­e­mi­um Tube­Box, Fre­e­re­cor­der, Free Stu­dio, Clip­Grap und Asham­poo Clip Finder.

Was haben wir gemacht? Rich­tig: die Tools von der Web­sei­te genom­men. Ich füh­le mich übri­gens an den Som­mer 2008 erin­nert. Damals ent­fern­ten wir wegen der Geset­zes­än­de­rung in Bezug auf die Umge­hung «tech­ni­scher Schutz­mass­nah­men für die Wahr­neh­mung von Rech­ten» schon ein­mal rund 70 Down­loads von unse­rer Web­sei­te (sie­he PDF). So sehr wir damals auch redak­ti­ons­in­tern mit den Zäh­nen knirsch­ten — wir hat­ten nicht ein­mal theo­re­tisch eine Wahl. Vor fünf Jah­ren muss­ten die Tools zum Rip­pen von DVDs aus gesetz­li­chen Grün­den weg. Das ist noch tole­rier­bar. Nun zwingt uns also auch Goog­le dazu, wei­te­re redak­tio­nel­le Inhal­te zu entfernen.

Mir (und mei­nen Kol­le­gIn­nen im Ver­lag) ist schon klar, dass die theo­re­ti­sche Wahl wei­ter­hin bestün­de. Schliess­lich ist nie­mand gezwun­gen, bei Goog­le AdSen­se mit­zu­ma­chen. Das macht die­se «Friss oder stirb»-Situation aber nicht bes­ser: Ohne Goog­le ist im Online­an­zei­gen­markt kaum aus­zu­kom­men. Das Unter­neh­men beherrscht in die­sem Busi­ness qua­si 100% des Mark­tes, in wei­ten Tei­len der Welt, sicher aber in der Schweiz und der EU. Goog­le Ads gehö­ren aus ver­schie­de­nen Grün­den sowohl bei Por­ta­len als auch bei Kon­su­men­tIn­nen zu den «belieb­te­ren» Wer­be­for­men. Sie sind nicht so auf­dring­lich gestal­tet, dass sie die Web­sur­fe­rIn­nen wirk­lich stö­ren könn­ten. Weil die Ads (wegen AdSen­se) oft the­ma­tisch zu den sie umge­ben­den Inhal­ten pas­sen, lan­det dar­auf auch ger­ne mal der eine oder ande­re Klick. Dadurch pro­fi­tie­ren auch die bewor­be­nen Unter­neh­men davon. Die Ads las­sen sich ein­fach ver­wal­ten, optisch ans Umfeld anpas­sen und brin­gen ansehn­li­che Wer­be­ein­nah­men, auf die kaum ein Ver­lag ver­zich­ten kann. Auch IDG Schweiz nicht. In den Leser- und Ver­kaufs­zah­len ste­hen wir mit dem Print­pro­dukt PCtipp im Ver­gleich zu ande­ren noch gut da. Aber auch wir spü­ren die fal­len­den Umsät­ze im Print­be­reich. Die Ein­nah­men im Online­be­reich fan­gen dies nur zum Teil auf. Und wie wir alle wis­sen: Pay­walls funk­tio­nie­ren bei den Kon­su­men­tIn­nen nicht wirk­lich. Fak­tisch ist also der Ver­zicht auf Goog­le Ads kei­ne Alternative.

Übri­gens: Moment mal! Kommt das denn wirk­lich nie­man­dem bekannt vor? Ein mil­li­ar­den­schwe­res US-Unter­neh­men beackert auch in der EU einen Markt, in dem es qua­si kei­ne Kon­kur­renz gibt. Somit liegt ein De-Fac­to-Mono­pol vor. Ich will jetzt nicht «Micro­soft» sagen, aber Goog­le wäre nicht das ers­te gros­se IT-Unter­neh­men, das von der EU saf­ti­ge Bus­sen und Auf­la­gen wegen des Miss­brauchs der markt­be­herr­schen­den Stel­lung kassiert.

«Bewusstsein = Leben» oder «Leben = Bewusstsein»?

An der Dele­gier­ten­ver­samm­lung vom 26.05.2013 der Schwei­zer Frei­den­ke­rIn­nen erfüll­ten die Teil­neh­me­rIn­nen nicht nur ihre Auf­ga­be zur Wahl eines neu­en Prä­si­di­ums (sie­he hier), son­dern konn­ten auch ein Refe­rat des frei­en Phi­lo­so­phen Imre Hof­mann mit anschlies­sen­der Dis­kus­si­ons­run­de ver­fol­gen. Das The­ma dreh­te sich um die phi­lo­so­phi­sche Sicht aufs Human Brain Pro­ject — und um die Fra­ge: «Steckt ein Geist in der Maschi­ne?». Anlass dazu war die kürz­li­che Ver­ga­be gros­ser EU-Geld­be­trä­ge an das Projekt.

Die Idee hin­ter dem Pro­jekt ist ambi­ti­ös: Das gesam­te bis­her vor­han­de­ne Wis­sen übers mensch­li­che Gehirn sam­meln und zusam­men­füh­ren, mit der Absicht, die­ses so weit wie mög­lich in einer IT-basier­ten Simu­la­ti­on abzu­bil­den. Der Zweck könn­te sein, bei man­chen Expe­ri­men­ten oder bei der Erfor­schung von Behand­lungs­mög­lich­kei­ten bei gewis­sen Erkran­kun­gen nicht auf mensch­li­che Ver­suchs­ka­nin­chen ange­wie­sen zu sein. Ein gros­ser Teil des Pro­jekts wird sich der Fra­ge wid­men, wie bereits weni­ge neu­ro­na­le Zel­len über­haupt inter­agie­ren. Aber die Idee, ein mensch­li­ches Gehirn — viel­leicht als gan­zes — simu­lie­ren zu wol­len, wirft ein paar ethi­sche Fra­gen auf.

Imre Hoff­mann leg­te gegen­über dem Publi­kum sei­ne Zwei­fel dar, ob er aus phi­lo­so­phi­scher Sicht über­haupt etwas zum The­ma bei­tra­gen kön­ne. Die am HBP Betei­lig­ten ver­mei­den kon­se­quent Wör­ter wie «Psy­che» oder «Bewusst­sein». Jeder Ver­such, ein Gehirn in einem Com­pu­ter abzu­bil­den, kann nur eine gro­be Skiz­ze sein. Ver­gleich­bar mit einer Land­kar­te, die zwar zei­gen kann, wo sich wel­che Regi­on befin­det, aber kei­ne Aus­kunft dar­über gibt, wie es an die­ser oder jener Stel­le wirk­lich aussieht/riecht/klingt, wie sich gar der Boden beim Drü­ber­lau­fen anfühlt oder wem man dort begeg­net. Jene Punk­te, die den Phi­lo­so­phen wirk­lich inter­es­sie­ren, kom­men in den offi­zi­el­len Doku­men­ten des HBP nach Hof­manns Aus­sa­ge kaum aufs Tapet. Sei es, weil die For­sche­rIn­nen die­se Punk­te viel­leicht schon bei der For­schungs­ar­beit gezielt aus­klam­mern, sei es, weil sie kei­ne Wahr­schein­lich­keit sehen, dass ihr Pro­jekt so weit fort­schrei­ten könn­te oder sei es, weil es sich aus mar­ke­ting­tech­ni­schen Grün­den bes­ser macht, kei­ne Ängs­te zu wecken. Ich tip­pe eher auf die Punk­te 2 und 1. Aber was, wenn doch? Laut Imre Hof­mann steckt kein Geist in der Maschi­ne. Das, was eine Per­son aus­macht, kann auch durch moderns­te Ent­wick­lun­gen in der IT kei­nen Boden — bzw. pas­sen­de Hard­ware — für eine sol­che Annah­me liefern.

Was ist das Bewusstsein?

Extra­po­liert oder ska­liert man die Idee, an einer Hand­voll Zel­len zu for­schen auf die For­schung an einer kom­plet­ten Simu­la­ti­on des Gehirns, stel­len sich für mich per­sön­lich die ethi­schen Fra­gen ein. Wie genau lässt sich ein Gehirn als Simu­la­ti­on abbil­den? Wem nützt die­se Simu­la­ti­on? Und wo ste­hen die Gren­zen? Eine in zahl­rei­chen Sci­ence-Fic­tion-Roma­nen oder ‑Fil­men bekann­te Abbil­dung eines gesam­ten Gehirns inklu­si­ve Bewusst­sein ist illu­so­risch (nur schon in den ver­schie­de­nen StarT­rek-Seri­en gab es wohl min­des­tens drei sol­che Episoden).

Die HBP-For­sche­rIn­nen wol­len die­ses Sze­na­rio aus­klam­mern. Die Ansamm­lung ein­zel­ner Zel­len — sogar, wenn es vie­le wären — wäre noch weit davon ent­fernt, etwas zu bil­den, das eine Psy­che ent­wi­ckeln könn­te. Aber ohne Ver­schwö­rungs­theo­rien wecken zu wol­len, wür­de es mich inter­es­sie­ren: Was geschieht, wenn die Simu­la­ti­on dem mensch­li­chen Gehirn nahe genug kommt, um trotz­dem eine Art von Bewusst­sein zu ent­wi­ckeln? Wor­an erkennt man Bewusst­sein? Reicht eine Reak­ti­on auf die Umwelt aus, um ein Bewusst­sein nach­zu­wei­sen? Hat ein Nes­sel­tier im Meer ein Bewusst­sein, weil es auf sei­ne Umge­bung reagiert? Oder sind das nur «dum­me» Reak­tio­nen sei­nes Ner­ven­sys­tems? Imre Hof­mann beant­wor­tet die Fra­ge nach dem Bewusst­sein damit, dass jedes Wesen oder Ding selbst für sich ent­schei­den muss, ob es ein Bewusst­sein hat. Das Bewusst­sein des Gegen­übers liegt somit nur in unse­rem Ermes­sens- und Erwar­tungs­spiel­raum. Das mag stim­men, aber es zeigt nicht, wie wir mit ande­ren Wesen/Dingen umge­hen, die mut­mass­lich eines haben. Hat alles, was lebt, eine Art von Bewusst­sein? Oder zäh­len wir etwas, das ein Bewusst­sein hat, auto­ma­tisch zu den Lebewesen?

Schal­tet den Andro­iden aus

Falls eine Simu­la­ti­on etwas wie ein Bewusst­sein ent­wi­ckeln könn­te, dürf­te man sie dann auch nach Gut­dün­ken abschal­ten? Hier stel­le ich ger­ne den Bezug zu einer Star Trek TNG Fol­ge her, in der es dar­um geht, ob der Andro­ide namens «Data» von einem über­eif­ri­gen Wis­sen­schaf­ter aus der Crew genom­men und zu For­schungs­zwe­cken zer­legt wer­den darf. Die Vehe­menz, mit der Data um sei­nen Ver­bleib in der Crew und gegen sei­ne Zer­le­gung kämpft, ist in der Fol­ge auch ein Grund für die Rich­te­rin, ihm ein Bewusst­sein und ein Selbst­be­stim­mungs­recht zu attestieren.

Aber zurück zur Gegen­wart und nahen Zukunft. Die aktu­el­len Ver­su­che beschrän­ken sich auf ein paar Ner­ven­zel­len. Die Simu­la­ti­on fin­det in vie­len Gross­rech­nern ver­teilt statt. Den Andro­iden «Data» wird es nicht so bald geben, schon weil die Rechen­ka­pa­zi­tät auf die­sem Raum nicht Platz hät­te, zumal der Kör­per auch noch unzäh­li­ge Bewe­gungs­mo­to­ren ent­hal­ten müss­te. Wenn Sony einen klei­nen zwei­bei­ni­gen Robo­ter ent­wi­ckelt, ist es schon eine Höchst­leis­tung, wenn die­ser nicht bei jeder Tür­schwel­le auf die Nase fällt. Und dabei hat er noch nicht intel­li­gent auf sei­ne Umwelt reagiert.

Ein durch Com­pu­ter simu­lier­tes Gehirn ent­spricht nicht dem Gehirn eines ech­ten Lebe­we­sens. Das kann es schon nicht, weil es auf gewis­se Rei­ze nicht adäquat reagie­ren kann. Es hat ja einer­seits den Zweck, mensch­li­ches Ver­hal­ten zu imi­tie­ren, ande­rer­seits soll es qua­si ein Mensch sein.

Neh­men wir das simp­le Bei­spiel: Ein Glas Was­ser kann für einen ech­ten Men­schen das Über­le­ben bedeu­ten. Wür­de man das Gehirn des Men­schen simu­lie­ren, müss­te die Simu­la­ti­on nur vor­ge­ben, ein Glas Was­ser für über­le­bens­wich­tig zu hal­ten. In Wahr­heit ist Was­ser ent­we­der kom­plett irrele­vant oder sogar schäd­lich für den Metal­l/­Plas­tik-Kas­ten, in wel­chem das simu­lier­te Gehirn steckt. Etwas, das ein Bewusst­sein hat, weiss auch um sei­ne eige­ne Situa­ti­on. Und da haben wir es. Behaup­tet das simu­lier­te Gehirn, es brau­che Was­ser, lügt es. Ein Mensch wür­de den Was­ser­be­darf aber nie­mals abstrei­ten. Die Simu­la­ti­on kann also behaup­ten, Was­ser zu brau­chen, was eine Lüge wäre (und sie als nicht mensch­lich taxie­ren wür­de) oder nicht zu brau­chen, womit die Simu­la­ti­on dann nicht mehr men­schen­ähn­lich wäre. Sobald eine Simu­la­ti­on des mensch­li­chen Gehirns ein Bewusst­sein ent­wi­ckelt, ist es kei­ne Simua­ti­on mehr, son­dern etwas Neues.

Die Langweiligkeit des Schönen

Da ich nun mei­ne Noti­zen zur Peti­ti­on gegen die SRF Astro­lo­gie-Pro­pa­gan­da inkl. Medi­en­spie­gel hier ein­ge­klebt habe, will ich mal ernst werden.

Für die Medi­en war die Peti­ti­on ein tol­les Auf­re­ger­the­ma, das von ihnen selbst mit­be­feu­ert wur­de. Von den Initi­an­tIn­nen der Zür­cher Sek­ti­on der Frei­den­ker-Ver­ei­ni­gung ist kei­ne ein­zi­ge Pres­se­mit­tei­lung ver­schickt wor­den. Das Aus­mass der Bericht­erstat­tung (sie­he erwähn­ten Medi­en­spie­gel) war beacht­lich. Die Medi­en wit­ter­ten Blut und Trä­nen: Die Peti­ti­on rich­te­te sich gegen etwas, das für man­che Men­schen Bedeu­tung hat. Und qua­si «gegen» einen Promi. 

Wenn sich der­sel­be Absen­der kon­struk­tiv und posi­tiv betä­tigt, lässt das die Medi­en kalt. Ein paar Dut­zend recht gezielt ver­schick­te Mit­tei­lun­gen an die Medi­en und noch mehr Kon­takt­auf­nah­men an wis­sen­schaft­li­che Krei­se schaf­fen es nicht, das aktu­el­le Pro­jekt des Ver­eins auch nur ansatz­wei­se bekannt zu machen: Die Pre­mie­re von Camp Quest Schweiz.

Camp Quest ist ein wis­sen­schaft­lich-huma­nis­ti­sches Som­mer­la­ger für Kin­der. Die ers­ten Camp Quests sind in den Neun­zi­gern in den USA ent­stan­den, als Alter­na­ti­ve zu den reli­gi­ös gefärb­ten Bible Camps. Das Kon­zept hat auch in Gross­bri­tan­ni­en Fuss gefasst und fei­ert die­ses Jahr Schwei­zer Pre­mie­re. Der Schwer­punkt die­ses kon­fes­si­ons­frei­en Som­mer­la­gers liegt auch defi­ni­tiv nicht auf «Reli­gi­ons­ba­shing». Es spielt kei­ne Rol­le, ob die teil­neh­men­den Kids oder ihre Eltern einer Reli­gi­on ange­hö­ren. Das hät­te neben dem Ange­bot des Camps sowie­so kei­nen Platz: Kin­der und Jugend­li­che auf unver­krampf­te Wei­se an wis­sen­schaft­li­che The­men wie Bio­lo­gie, Phy­sik, Che­mie, Astro­no­mie und Phi­lo­so­phie her­an­zu­füh­ren und logi­sches, kri­ti­sches Den­ken zu fördern.

Wie das fas­zi­nie­ren­de Pro­gramm, das mei­ne Kol­le­gIn­nen auf die Bei­ne gestellt haben, im Detail aus­sieht, brau­che ich hier nicht noch ein­mal auf­zu­zäh­len, da das alles auf der Web­sei­te steht (und ich das auch in Medi­en­mit­tei­lun­gen mehr­mals zusam­men­ge­fasst habe). Camp Quest dreht sich um die Schön­heit und Viel­falt der Natur, die wun­der­ba­re Vor­her­seh­bar­keit der Phy­sik, um unse­re Geschich­te und um die Wei­te des Welt­alls. Und nicht zuletzt um unse­re eige­ne, klei­ne Fehl­bar­keit, derer wir uns auch im Zusam­men­le­ben mit Mit­men­schen bewusst sein sollten.

Ich fin­de, man­che Medi­en — viel­leicht nicht die­sel­ben, die sich auf die SRF-Astro-Peti­ti­on gestürzt haben — dürf­ten posi­ti­ven Ansät­zen und Ideen etwas mehr Raum bie­ten. Aber das Schö­ne und Kon­struk­ti­ve ist halt nicht schick genug für die Presse.

Medienspiegel zur Petition «SRF soll Scharlataneriepropaganda beenden»

Im Janu­ar 2013 lan­cier­ten die Zür­cher Frei­den­ke­rIn­nen eine Peti­ti­on «SRF soll Schar­la­ta­ne­rie­pro­pa­gan­da been­den». Sie­he auch die­sen Blog­post. Die Medi­en­re­ak­tio­nen waren zahl­reich. Bis­her hat­te ich die Links in einem Google+Post gesam­melt, weil mei­ne eige­ne Web­sei­te eine Dau­er­bau­stel­le war. Da ich mich nun ent­schie­den habe, Wor­d­Press zu behal­ten, stel­le ich die Link­samm­lung auch hier ein. Hier ist sie ein­fa­cher zu finden.

Medi­en­spie­gel: Kei­ne Gebüh­ren­gel­der für Scharlatanerie

Die Peti­ti­on der Zür­cher Frei­den­ke­rIn­nen und Skep­ti­ke­rIn­nen will errei­chen, dass auf den Kanä­len des gebüh­ren­fi­nan­zier­ten Schwei­zer Radi­os und Fern­se­hens (SRF) quack­sal­be­ri­sche Gefäs­se im Sti­le einer «Madame Étoi­le» gestri­chen wer­den. Anlass dazu gab bei­spiels­wei­se das Her­vor­he­ben des Astro­lo­gie-Con­tents auf der SRF-Web­sei­te als «High­light». Die Sen­dung «Madame Étoi­le» dient ledig­lich als Wer­be­fens­ter für die Anbie­te­rin die­ses pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen Unsinns. Das SRF hat selbst Mühe damit, die­sen Inhalt kor­rekt zu ver­or­ten. Wäh­rend der Pres­se­spre­cher es als «Unter­hal­tung» betrach­tet, ist Moni­ca Kis­s­ling («Madame Étoi­le») der Ansicht, es hand­le sich um «Erfah­rungs­wis­sen­schaft».

Die Peti­ti­on:
http://www.activism.com/de_CH/petition/srf-soll-scharlataneriepropaganda-beenden/41559
Die sich ein­fa­cher zu mer­ken­de Kurz­adres­se dazu:
http://bit.ly/AstroStopp

Die offi­zi­el­le Info auf der frei-denken.ch-Webseite:
http://www.frei-denken.ch/de/2013/01/keine-gebuhrengelder-fur-scharlatane/

Die Skep­ti­ker sind auch an Bord:
http://skeptiker.ch/index.php/skeptikerblog/38-petition-gegen-astrologie-im-oeffentlich-rechtlichen-rundfunk

Den Stein ins Rol­len brach­te eine Twit­ter-Dis­kus­si­on, mit Betei­li­gung von Pira­ten, Skep­ti­kern und Frei­den­kern. Sie­he zum Beispiel:
https://twitter.com/SciF0r/status/286046249214410752 sowie
https://twitter.com/andreaskyriacou/status/286451568620998656

Schon im Vor­feld der Peti­ti­ons­lan­cie­rung, näm­lich im Novem­ber 2012, warf der Arti­kel «Radio Voll­mond» in der BaZ ein paar kri­ti­sche Fra­gen auf:
http://bazonline.ch/kultur/diverses/Radio-Vollmond/story/13163978

Nach Lan­cie­rung der Peti­ti­on haben sich eini­ge Medi­en des The­mas ange­nom­men, obwohl weder die Frei­den­ker noch die Skep­ti­ker hier­zu Medi­en­mit­tei­lun­gen ver­schickt haben:

20 Minu­ten hat am 3. Janu­ar 2013 die Gunst der Stun­de genutzt und zuerst dar­über berichtet:
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/-Keine-Gebuehrengelder-fuer-Scharlatane–14022540

Am 4. Janu­ar 2013 erschien auf Ordnungspolitik.ch die­ser Beitrag:
http://www.ordnungspolitik.ch/2013/01/04/astrologie-petition-gegen-die-sternenwetterfee-von-srf‑3/

Eben­falls am 4. Janu­ar 2013 ent­schied auch die BaZ, das The­ma wei­ter zu verfolgen:
http://bazonline.ch/leben/gesellschaft/Information-an-die-man-glauben-muss/story/12793086

Das Por­tal der katho­li­schen inter­na­tio­na­len Pres­se­agen­tur Kipa-Apic berich­te­te am 4. Janu­ar 2013:
http://www.kipa-apic.ch/index.php?na=0,0,0,0,d&ki=238697

[edit 17.01.2013] Das Infa­my-Blog warf am 4. Janu­ar 2013 einen Blick zurück und zeigt “Wie alles begann”:
http://infam.antville.org/stories/2147938/

[edit 17.01.2013] Das kri­ti­kas­ter­blog erwähn­te am 5. Janu­ar 2013 die Peti­ti­on und stell­te die Fra­ge: “Gehö­ren ‘Madame Etoi­le’ und ‘Jeder Rap­pen zählt’ zum Ser­vice Public?”
http://kritikasterblog.wordpress.com/2013/01/05/gehoeren-madame-etoile-und-jeder-rappen-zahlt-zum-service-public/

[edit 25.01.2013] Das deut­sche Skep­ti­ker­por­tal Gwup.net berich­te­te am 06.01.2013 ein ers­tes mal über die Petition:
http://blog.gwup.net/2013/01/06/anti-astrologie-petition/

Die NZZ ent­deck­te die Peti­ti­on am 7. Janu­ar 2013:
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/medien/vorwurf-der-scharlatanerie‑1.17926220

Das den Frei­den­kern sonst skep­tisch gegen­über­ste­hen­de Por­tal http://jesus.ch berich­te­te am 9. Janu­ar 2013 und grenz­te sich klar gegen Aber­glau­ben ab:
http://www.jesus.ch/magazin/gesellschaft/232009-freidenker_wehren_sich_gegen_aberglauben_auf_srf.html
[edit 14.01.2013, 00:23]
Sel­bi­ger fin­det sich auch auf Livenet.ch:
http://www.livenet.ch/magazin/gesellschaft/232009-freidenker_wehren_sich_gegen_aberglauben_auf_srf.html

Die BaZ blieb am 11. Janu­ar 2013 am The­ma dran:
http://bazonline.ch/kultur/diverses/Eiertanz-unterm-Sternenhimmel/story/22653335
Der Arti­kel erschien via News­netz auch beim Tages Anzei­ger:
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Eiertanz-unterm-Sternenhimmel/story/22653335
[edit 16.01.2013] Und glei­chen­tags beim Bund:
http://www.derbund.ch/kultur/diverses/Eiertanz-unterm-Sternenhimmel/story/22653335

[edit 13.01.2013, 22:12]
Eso­te­rik- und Reli­gi­ons­kri­ti­ker Hugo Stamm ana­ly­siert den Sach­ver­halt für den Tages Anzei­ger:
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/Das-Kreuz-mit-den-Sternen/story/23847014

Persoenlich.com, das Por­tal der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wirt­schaft, streif­te das Peti­ti­ons­the­ma eben­falls am 11. Janu­ar 2013; lei­der ohne einen Link oder wenigs­tens die Urhe­ber der Peti­ti­on zu erwähnen:
http://www.persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=106036

Peter Rothen­büh­ler von der Sonn­tags­zei­tung wid­me­te der Peti­ti­on bzw. der Prot­ago­nis­tin sei­ne Kolum­ne «Lie­be Moni­ca Kissling»:
http://www.sonntagszeitung.ch/nachrichten/kolumne-peter-rothenbuehler/kolumne-peter-rothenbuehler-detailseite/?newsid=240331

Der Tages Anzei­ger trägt am 16.01.2013 die Hal­tung eini­ger Par­tei­spre­che­rIn­nen zusam­men: Die ehe­mals auf wis­sen­schaft­li­che Objek­ti­vi­tät pochen­de SP unter­stüt­ze laut SP-Spre­cher Andre­as Käser­mann die Astro­lo­gin Moni­ca Kis­s­ling, wäh­rend SVP-Gene­ral­se­kre­tär Mar­tin Bal­tis­ser und CVP-Spre­che­rin Mari­an­ne Bin­der vom SRF hier­zu eine kla­re Defi­ni­ti­on des Ser­vice Public und eine kla­re Dekla­ra­ti­on des unwis­sen­schaft­li­chen Inhalts ver­lan­gen. Die FDP in Form der Par­tei­spre­che­rin Pia Gug­gen­bühl gibt sich gewohnt unent­schlos­sen und ver­langt nach kei­ner Ände­rung, obwohl sie die Sen­dung eigent­lich auch ablehnt:
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Sicher-stoert-sie-nur-eine-verschwindend-kleine-Minderheit/story/20728625
Glei­cher Arti­kel auch via Ber­ner Zei­tung:
http://www.bernerzeitung.ch/leben/gesellschaft/Sicher-stoert-sie-nur-eine-verschwindend-kleine-Minderheit/story/20728625

Jetzt auch Medi­en in Deutsch­land. Die Süd­deut­sche Zei­tung berich­tet am 16.01.2013 über die Petition:
http://www.sueddeutsche.de/u5d388/1083577/Sterne-luegen-nicht.html

Und gleich noch ein­mal jen­seits des Rheins, näm­lich vom Deutsch­land­ra­dio, 16.01.2013:
http://www.dradio.de/kulturnachrichten/2013011610/4/

Der Herr Glog­ger konn­te im Blick am Abend vom 16.01.2013 offen­bar dem The­ma auch nicht wider­ste­hen und “mailt”:
https://twitter.com/andreaskyriacou/status/291574628621627392/photo/1

[edit 24.01.2013] Am 16.01.2013 trug auch das Por­tal heilpflanzen-info.ch die bis dahin auf­ge­lau­fe­nen Reak­tio­nen zusam­men und brach­te u.A. den Bar­num-Effekt ins Spiel.
http://heilpflanzen-info.ch/cms/blog/archive/tag/schweizer-freidenker-vereinigung

Eine Zwi­schen­bi­lanz zur Peti­ti­on und zur dar­aus ent­stan­de­nen Debat­te lie­fert Zür­cher Frei­den­ker-Prä­si­dent Andre­as Kyria­cou in sei­nem Blog­bei­trag vom 17.01.2013:
http://kyriacou.ch/2013/01/zunehmende-vorbehalte-gegen-astrologiewerbung-auf-srf/

Die Sonn­tags­zei­tung setz­te sich mit Moni­ca Kis­s­ling für den Arti­kel vom 20.01.2013 an den Mit­tags­tisch. Die Astro­lo­gin habe das Unheil vor­her­ge­se­hen. Sie kön­ne den Ein­fluss der Ster­ne auf unse­ren Cha­rak­ter erklä­ren, wenn auch nicht rest­los. Bewei­sen kann sie es halt doch nicht.
http://www.sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=241055

Die kath. inter­na­tio­na­le Pres­se­agen­tur Kipa-Apic dop­pelt am 20.01.2013 nach:
http://kipa-apic.ch/index.php?pw=&na=0,0,0,0,d&ki=239219

Auch das kri­ti­kas­ter­blog zieht am 21.01.2013 eine Zwischenbilanz:
http://kritikasterblog.wordpress.com/2013/01/21/zwischenbilanz-der-petition-gegen-madame-etoile-und-der-beanstandung-von-jeder-rappen-zaehlt/

Hugo Stamm zer­pflückt am 24.01.2013 im News­netz-Blog genüss­lich die pikier­te Reak­ti­on Moni­ca Kis­s­lings auf die lau­ter wer­den­de Kritik.
http://newsnetz-blog.ch/hugostamm/blog/2013/01/24/das-kreuz-mit-den-sternen-von-monica-kissling/

Mit Bezug auf Hugo Stamms Bei­trag grif­fen die Skep­ti­ker von Gwup.net das The­ma am 25.01.2013 noch ein­mal auf:
http://blog.gwup.net/2013/01/25/madame-etoile-und-die-lila-flieder-tone-der-astrologen/

Kipa-Apic ver­sucht am 31.01.2013 den sati­ri­schen Ansatz:
http://www.kipa-apic.ch/index.php?na=0%2C0%2C0%2C0%2Cd&ki=239249

Am Tag bevor wir die Peti­ti­on ein­ge­reicht haben, geht es schon wie­der los mit der Bericht­erstat­tung. Den Anfang macht Tagi Online am 7.2.2013:
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Das-Ende-des-KisslingParadoxons/story/26895232

Der Nebel­spal­ter hat eben­falls am 7.2.2013 mal sei­ne Hof­astro­lo­gIn­nen nach der Mei­nung der Ster­ne ange­sichts der Peti­ti­ons­über­ga­be befragt:
http://www.nebelspalter.ch/Pluto+gegen+Madame+Etoile/574967/detail.htm

+Andre­as Kyria­cou durf­te am Vor­mit­tag vor der Peti­ti­ons­über­ga­be für den Blick am Abend vom 8.2.2013 posieren:
http://epaper.blick.ch/flipbook/baa.html?doc=BAA080213ZH&issue=zeitung&region=ZH#11

Soll­ten noch wei­te­re Erwähnungen/Links auf­tau­chen, baue ich sie hier ger­ne noch ein.

Werbung à la Scareware in Android-Apps

Für Android-User ist es nor­mal, für die meis­ten Apps nicht zu bezah­len — jeden­falls nicht mit barer Mün­ze. Goog­le Play gibt genug her. Bis­her gibts kei­ne Anwen­dung, die ich für wich­tig genug gehal­ten hät­te, um sie fürs Smart­pho­ne in einer wer­be­frei­en Ver­si­on zu kau­fen. Die wich­tigs­ten Pro­duk­tiv-Apps gibt es sogar werbefrei.

Beispiel eines Scareware-Ads in einem Game aus Google Play

Also bezahlt man als Android-User mit dem Ertra­gen von Wer­bung (Ads) in den Apps; sogar dann, wenn sie blöd her­um­blin­ken und mit wirk­lich däm­li­chen Inhal­ten daher­kom­men. In Games erschei­nen bei Level-Ende auch Inter­s­ti­ti­als mit Wer­bung. Wir Android-User tragen’s mit Fas­sung und kli­cken sie weg.

Was aber mei­ner Mei­nung nach über­haupt nicht akzep­ta­bel ist, sind Ads, die im Sca­re­ware-Stil daher­kom­men. Im von mir sonst geschätz­ten Game «Dra­gon Gem» tauch­ten vor ein paar Tagen anstel­le der bis­her gewohn­ten Ban­ner für irgend­wel­che Food-Lie­fe­ran­ten, Mode- oder Spiel­zeug­ar­ti­kel plötz­lich Ads im Sca­re­ware-Stil auf. Genau jener Mist, den wir auch von eini­gen Web­sei­ten ken­nen. Jene Bull­shit-Wer­bung, die so gestal­tet ist, dass arg­lo­se Benut­ze­rIn­nen sie für ech­te Schäd­lings­war­nun­gen halten.

Was beim Ankli­cken sol­cher Ads auf einem (Windows-)PC pas­siert, wis­sen wir: Die Nut­zer lan­den auf dubio­sen Web­sei­ten, die angeb­li­che Viren­scans durch­füh­ren und die gefun­de­nen (nicht wirk­lich vor­han­de­nen) Com­pu­ter­vi­ren gegen Bares ent­fer­nen. Die­se Masche nennt man Sca­re­ware (von engl. «to sca­re», ver­ängs­ti­gen). Die beson­ders dreis­ten Abzo­cker holen sich bei den leicht­gläu­bi­gen Anwen­de­rIn­nen per Popup die Erlaub­nis ein, bestimm­te Scripts aus­zu­füh­ren — womit dann ech­te Mal­wa­re auf dem PC landet.

Wohin mich das oben abge­bil­de­te Ban­ner im Sca­re­ware-Stil beim Drauf­tip­pen brin­gen wür­de, weiss ich nicht. Es ist ja nur ein Ban­ner, das so aus­sieht, als hand­le es sich um eine Schäd­lings­mel­dung. Es dürf­te den User aber den­noch zum zwei­fel­haf­ten Ange­bot eines unse­riö­sen Unter­neh­mens füh­ren. Sol­che Wer­be­me­tho­den sind miss­bräuch­lich, weil irre­füh­rend, betrü­ge­risch und beleidigend. 

Mei­ne Bit­te an Goog­le: Ändert Eure Poli­cy in Bezug auf In-App-Wer­bung. Wer bei Goog­le Play eine App rein­stellt, soll sich dazu ver­pflich­ten, von Sca­re­ware-arti­gen Ads Abstand zu neh­men. Und die User sol­len bit­te eine ein­fa­che Mög­lich­keit haben, Sca­re­ware-Ads zu melden.

Kein seriö­ses Unter­neh­men hat sol­che Wer­bung nötig.

Was habt Ihr gegen Madame Étoile?

Als ers­ten Bei­trag möch­te ich zur Sache «Frei­den­ke­rIn­nenn gegen Madame Étoi­le» etwas schrei­ben. Nicht, weil mir das im Moment beson­ders unter den Nägeln brennt, son­dern weil die­se Noti­zen bei mir noch her­um­la­gen und ich es scha­de gefun­den hät­te, sie ein­fach wegzuwerfen.

Wie mei­nem Feed auf Twit­ter, Face­book und Goog­le+ im Januar/Februar 2013 unschwer zu ent­neh­men war, gehö­re ich zum Unter­stüt­zungs­team einer Peti­ti­on, die von den Schwei­zer Frei­den­ke­rIn­nen, Skep­ti­ke­rIn­nen und der Gior­da­no-Bru­no-Stif­tung Schweiz lan­ciert und getra­gen wur­de: Kei­ne Gebüh­ren­gel­der für Schar­la­ta­ne­rie­pro­pa­gan­da. Die Peti­ti­on woll­te den Miss­stand behe­ben, dass das Schwei­zer Radio und Fern­se­hen (SRF) noch immer Sen­dun­gen mit pseu­do­wis­sen­schaft­li­chem, quack­sal­be­ri­schem Inhalt aus­strahlt. Kri­ti­siert wird von uns als Bei­spiel die Sen­dung Moni­ca Kis­s­lings ali­as «Madame Étoi­le» auf Radio SRF3. Als beson­ders kri­tik­wür­dig emp­fan­den und emp­fin­den wir noch immer die­se Punkte:

  • Die Dis­kre­panz in der Selbst­wahr­neh­mung der kri­ti­sier­ten Par­tei­en. Ein SRF-Spre­cher tut die Sen­dung als harm­lo­se Unter­hal­tung ab, wäh­rend sich die Astro­lo­gin selbst hart­nä­ckig als «seriö­se Erfah­rungs­wis­sen­schaft­le­rin» bezeich­net. Wenn sich schon die Zustän­di­gen im Sen­der nicht einig sind, unter wel­chem Eti­kett ein Gefäss ein­zu­ord­nen ist, wie soll denn das Publi­kum eine aus­rei­chend schar­fe Defi­ni­ti­on dafür fin­den? Astro­lo­gi­sche Bera­tun­gen kön­nen sehr ins Auge gehen. Sie­he Absatz «Gehts noch?». Es gibt Leu­te, die das sehr ernst neh­men und auf­grund sol­cher Rat­schlä­ge fata­le Ent­schei­dun­gen treffen.

  • Die Tat­sa­che, dass Frau Kis­s­ling neben ihrem SRF-Job ein Unter­neh­men betreibt, mit dem Ziel, die quack­sal­be­ri­schen Inhal­te gewinn­brin­gend zu ver­kau­fen. Das SRF bezahlt die Astro­lo­gin für die­se Sen­dun­gen und finan­ziert ihr damit ein Wer­be­fens­ter. Nor­ma­ler­wei­se ist es doch umge­kehrt: Es soll­te doch der Sen­der sein, der für Wer­be­fens­ter Geld ein­nimmt.
    Mei­ne Mei­nung: Wür­de Frau Kis­s­ling für das Wer­be­fens­ter bezah­len und wür­de dies als sol­ches dekla­riert, wäre das Pro­blem des Unsinn-Ver­brei­tens zwar nicht aus der Welt. Aber das Gebüh­ren zah­len­de Publi­kum wür­de mit sol­chem Mum­pitz nicht belas­tet und die poten­ti­el­len Astro­lo­gie-Gläu­bi­gen wären auf­grund des Wer­be­fens­ter-Hin­wei­ses viel­leicht etwas vorgewarnt.

  • Das SRF hat einen Infor­ma­ti­ons­auf­trag zu erfül­len und finan­ziert sich zu einem sehr gros­sen Teil über Gebüh­ren­gel­der. Es ist nicht trag­bar, dass Quack­sal­be­rIn­nen für ihre Wer­be­fens­ter aus dem Gebüh­ren­topf auch noch ent­löhnt werden.

«Gibt es nichts Wich­ti­ge­res zu tun, als auf der armen Frau Kis­s­ling her­um­zu­ha­cken?», mögen sich man­che fra­gen. Doch, es gibt immer Wich­ti­ge­res zu tun. Welt­frie­den, Welt­hun­ger, Umwelt­ver­schmut­zung, Gleich­be­rech­ti­gung, Bil­dung, Demo­kra­tie, Reli­gi­ons­frei­heit — über­haupt die Men­schen­rech­te — und so wei­ter sind Stich­wor­te und Anlie­gen, die auf Akti­vis­tIn­nen war­ten, die etwas tun. Und schon sind wir mit­ten­drin: bei huma­nis­ti­schen The­men. Aus der huma­nis­ti­schen Sicht kann die Mensch­heit die anste­hen­den glo­ba­len und indi­vi­du­el­len Pro­ble­me nur bewäl­ti­gen, indem sie wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se gewinnt und die­se unter Anwen­dung ethi­scher Leit­plan­ken zum Woh­le der Mensch­heit und ihrer Umwelt umsetzt. Was dem Anspruch des wis­sen­schaft­lich-huma­nis­ti­schen Den­kens im Weg steht, darf und soll kri­ti­siert und mit den ver­füg­ba­ren lega­len Mit­teln bekämpft wer­den. Immer.

Gehts noch?

Ich stel­le die­sen Arti­kel am 30. April 2013 ein, wobei die meis­ten Noti­zen vom Febru­ar 2013 her rüh­ren. Vor ein paar Tagen hat mir ein Bekann­ter zuge­tra­gen, dass er vor ein paar Mona­ten eine Wei­le lang auf einem Pri­vat­sen­der die Astro­lo­gie-Bera­tung von Mike Shi­va mit­ge­schaut habe. Er habe aber damals ab- bzw. umschal­ten müs­sen, als sich dort laut sei­ner Aus­sa­ge fol­gen­des zuge­tra­gen habe: Eine Frau rief in die Sen­dung an, die in einer Kri­se steck­te: Bezie­hung weg, ein Kind da, finan­zi­el­ler Not­stand, aber immer­hin noch ein Job, der sie lei­der nicht glück­lich mach­te. Ihr wur­de dann (bestimmt auch auf­grund astro­lo­gi­scher «Erfah­rungs­wis­sen­schaf­ten») gera­ten, den Job zu kün­di­gen. Ich wünsch­te mir, mein Bekann­ter hät­te Datum/Zeit jener Sen­dung notiert. Per­so­nen in Kri­sen­si­tua­tio­nen auf­grund völ­lig blöd­sin­ni­gen astro­lo­gi­schen Wischi­wa­schis zu sol­chen Schrit­ten zu raten, hal­te ich für kri­mi­nell. Es war ein Pri­vat­sen­der, was es nicht bes­ser macht. Und was lei­der auch durch die Peti­ti­on nicht abge­deckt wurde.

Kei­ne Hil­fe von den Sternen

Reli­gio­nen und Pseu­do­wis­sen­schaf­ten erwei­sen dem Ver­such, tat­säch­lich exis­tie­ren­de Pro­ble­me zu lösen, einen Bären­dienst. Sie zwei­gen vie­le der Res­sour­cen (z.B. Arbeits­kraft, natür­li­che Res­sour­cen, Geld und per­sön­li­che Initia­ti­ve) für den Selbst­zweck ab, statt sie direkt und wir­kungs­voll auf die Lösung der Pro­ble­me zu ver­wen­den. Für Hilfs­be­reit­schaft und ethi­sches Han­deln braucht es kei­ne von Men­schen erdach­ten «Über­we­sen». Und für die posi­ti­ve Beein­flus­sung unse­res indi­vi­du­el­len Schick­sals sind hell­se­he­ri­sche Kar­tentricks genau­so wenig dien­lich wie astro­lo­gi­sche Rechen­küns­te über will­kür­lich zu Stern­bil­dern ver­wo­be­ne, vie­le Licht­jah­re ent­fern­te Ster­ne, die angeb­lich heu­te — nur durch ihre Posi­ti­on! — unser Sein und Han­deln beein­flus­sen. Astro­lo­gie gilt als wider­legt — oder zumin­dest als in kei­ner Wei­se bewiesen.

Die Orga­ni­sa­tio­nen hin­ter der Peti­ti­on woll­ten und wol­len sich noch immer dafür ver­wen­den, wis­sen­schaft­li­ches und ethi­sches Ver­hal­ten zu för­dern. Ob nun die pri­va­ten Medi­en pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen Unsinn ver­brei­ten und wie die­ser finan­ziert wird, müs­sen deren Ver­le­ge­rIn­nen und — län­ger­fris­tig — die Kon­su­men­tIn­nen selbst ent­schei­den. Bei einer öffent­lich-recht­li­chen Sen­de­an­stalt gel­ten ande­re Mass­stä­be, die im Fal­le des SRF auch im Infor­ma­ti­ons­auf­trag ver­an­kert sind. Und das ist es, wor­auf wir mit der Peti­ti­on hin­aus­woll­ten. Ein Sen­de­ge­fäss, das fak­tisch als Wer­be­fens­ter fürs pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Kern­ge­schäft einer Ein­zel­per­son dient, darf nicht durch Gebüh­ren finan­ziert werden.

Spä­tes­tens jetzt dürf­te auch die Fra­ge auf­kom­men, ob ein reli­giö­ses «Wort zum Sonn­tag» oder eine «Stern­stun­de Reli­gi­on» im Schwei­zer Fern­se­hen noch Platz hat. Bei­de die­nen nicht als Wer­be­fens­ter für gewinn­ori­en­tier­te Orga­ni­sa­tio­nen. Inso­fern sind die­se Gefäs­se nicht von der Peti­ti­on betrof­fen oder damit qua­si «mit-gemeint» . Aus­ser­dem gab es die­sen Früh­ling zwei Sen­dun­gen «Stern­stun­de Reli­gi­on», in wel­chen auch reli­gi­ons­kri­ti­sche Stim­men zu Wort kamen.

Aus mei­ner per­sön­li­chen Sicht — da bin ich ehr­lich — könn­te zumin­dest das «Wort zum Sonn­tag» ein paar Ver­än­de­run­gen ver­tra­gen. Unge­fähr die Hälf­te aller Ein­woh­ne­rIn­nen emp­fin­den sich als gar nicht reli­gi­ös oder als ihren Kir­chen nicht beson­ders nahe ste­hend. Es stün­de dem SRF gut zu Gesicht, unge­fähr jede zwei­te Aus­ga­be jener Sen­dung mit nicht-reli­giö­sen Spre­che­rIn­nen zu beset­zen, die neue Impul­se geben und das Den­ken in ande­re, viel­leicht über­ra­schen­de Rich­tun­gen len­ken. Das kön­nen Leu­te aus dem huma­nis­ti­schen, wis­sen­schaft­li­chen Umfeld sein, aber auch Künst­le­rIn­nen, wie AutorIn­nen, Caba­ret­tis­tIn­nen, Fil­me­ma­che­rIn­nen und so weiter.

Frau­en und Esoterik

War­um fin­den so vie­le Frau­en Gefal­len an Astro­lo­gie und ande­ren eso­te­ri­schen Inhal­ten? Die­se Fra­ge stel­le ich mir schon sehr, sehr lan­ge. Bei der Über­ga­be der Peti­ti­on «Kei­ne Gebüh­ren­gel­der für Schar­la­ta­ne­rie­pro­pa­gan­da« war auch Mar­ko Kovic dabei, der den Anlass für die Schwei­zer Skep­ti­ke­rIn­nen doku­men­tier­te. Er füllt und pflegt den Pod­cast des Schwei­zer Skep­ti­ker­ver­eins. In die­ser Funk­ti­on hat er uns reih­um mehr­mals sein Dik­tier­ge­rät unter die Nase gehal­ten. Ich kam nicht dar­um her­um, auch etwas zu sagen. Er kon­fron­tier­te die mit­an­we­sen­de Frei­denk­er­kol­le­gin Fran­zis­ka und mich mit der Aus­sa­ge, dass vie­le Frau­en die Peti­ti­on ablehn­ten, weil sie die­se als frau­en­feind­lich ein­stuf­ten. Die­se For­mu­lie­rung war für uns Frei­den­ke­rin­nen eine ziem­li­che Überraschung.

Die Fra­ge, ob das ange­streb­te Astro­lo­gie-Mora­to­ri­um in öffent­lich-recht­li­chen Medi­en frau­en­feind­lich sei, steht für mich klar hin­ter einer ande­ren Fra­ge zurück: War­um suchen mei­ne Mit­frau­en denn astro­lo­gi­sche und ande­re eso­te­ri­sche Inhal­te? Sind alle «blöd», die das suchen? Sind Frau­en «blö­der» als Män­ner, weil sie eher auf die­se Inhal­te anspre­chen? Wür­de jemand die­se Fra­ge seri­ös erfor­schen, wäre ich eine inter­es­sier­te Lese­rin der Resul­ta­te. Viel­leicht hat das schon jemand getan. Im Moment der Peti­ti­ons­über­ga­be konn­te ich auf kei­ne Stu­di­en zurück­grei­fen, muss­te ein­fach mut­mas­sen und mei­ne eige­ne The­se anbieten.

Ich ver­mu­te, es ist die vie­len Frau­en bzw. Mäd­chen aner­zo­ge­ne Hal­tung, dass ihr per­sön­li­ches Wohl­erge­hen von Fremd­fak­to­ren abhängt. Von Fak­to­ren, die sie nicht selbst beein­flus­sen kön­nen. Schon mei­ner Mut­ter wur­de sei­tens ihrer Eltern (lei­der mit Erfolg, sie hät­te Talent gehabt) nahe­ge­legt, auf ein Stu­di­um zu ver­zich­ten, «weil sie ja sowie­so hei­ra­ten» wer­de. Sie sol­le sich dar­auf ver­las­sen, dass der Traum­prinz (Ehe­mann) sie schon glück­lich machen könne.

Vie­les hat sich seit­her bei den Rah­men­be­din­gun­gen geän­dert. Frau­en, die sich in Aus­bil­dung und Beruf rein­knien, wer­den nicht mehr nur als abar­ti­ge Eman­zen taxiert. Den­noch hält sich das alte Bild in vie­len von ihnen hart­nä­ckig — und das aus­ge­rech­net in den Erwar­tun­gen und Wün­schen eini­ger Frau­en selbst. Wäh­rend eine gute Aus­bil­dung für Män­ner als zukünf­ti­ge Ernäh­rer heut­zu­ta­ge immer noch qua­si Pflicht ist, um auf einen grü­nen Zweig zu kom­men, gilt das­sel­be für Frau­en auch hier­zu­lan­de immer noch so ein wenig als Luxus. Ich könn­te mir vor­stel­len, dass es immer noch vie­le Frau­en gibt, die unwis­sent­lich in einer Art archai­schen Prin­zes­sin­nen-Den­kens ver­haf­tet sind. Betref­fe es die sozia­le Sicher­heit, den Wohl­stand oder das pri­va­te Glück — jemand soll bit­te dafür sor­gen, dass die­se Hoff­nun­gen erfüllt oder deren Erfül­lung ermög­licht wer­den. Das wird der Traum­prinz sein, der auf der Bild­flä­che erscheint, um die­sen Ansprü­chen zu genü­gen. Die Alter­na­ti­ve — näm­lich ohne lie­ben­den Part­ner, ohne sozia­les Netz und ohne Fami­lie zu sein — ist eine schreck­li­che Visi­on. Frau­en, die das per­sön­li­che oder finan­zi­el­le Glück nicht fin­den, hof­fen nach wie vor auf den Kos­mos, auf Gott, auf unsicht­ba­re Wesen, auf das Schicksal.

Wahr­sa­ge­rIn­nen und Astro­lo­gIn­nen erhal­ten dar­um die wie­der­keh­ren­de und bestimmt lukra­ti­ve Auf­ga­be, die­sen Frau­en immer und immer wie­der zu bestä­ti­gen, dass die­ser Traum­prinz schon bald vor der Türe steht. Hier darf der Begriff des «Traum­prin­zen» durch­aus als Meta­pher her­hal­ten. Es muss sich nicht ein­mal um eine Per­son han­deln, die mit viel Geld und Lie­be eine Frau ins sozia­le Wohl­ge­fal­len kata­pul­tiert. Aber ich mei­ne bei den Anhän­ge­rin­nen der Astro­lo­gie die­se pas­si­ve Prin­zes­sin­nen-Hal­tung aus­zu­ma­chen: Die Idee, dass etwas von aus­sen kommt und im eige­nen Leben Wun­der bewirkt. Und die Aus­sicht dar­auf, dass es ohne eige­nes Zutun eintritt.

Jetzt müss­te ich mich hier dar­über aus­las­sen, dass frau ihr Leben selbst in die Hand neh­men sol­le, dass frau auf nie­man­den sonst ver­trau­en kann, als auf sich selbst, dass frau trotz­dem posi­tiv den­ken sol­le. Und so wei­ter. Aber das sind Tri­vi­al­re­zep­te, auf die hof­fent­lich jede frü­her oder spä­ter selbst kommt.

Glück­lich­sein ist ein Zustand. Ihn zu errei­chen bedarf es kei­ner kos­mi­schen Ener­gie, son­dern oft genug eige­ner Arbeit. Glück zu haben ist Zufall. Und von dem sind Frau­en wie Män­ner glei­cher­mas­sen abhängig.

PS: Den Medi­en­spie­gel zur Peti­ti­on fin­det Ihr hier.